Aufbau deines Darmes
Unser Darm besteht aus zwei Teilen dem Dünndarm und dem Dickdarm.
Im Dünndarm geht es hauptsächlich darum, dass die ganzen Nährstoffe aus dem Essen aufgenommen werden. Er ist der längere Teil und ca. 3-4 Meter lang. Hier gibt es normalerweise kaum Bakterien.
Unser Dickdarm dagegen leben sehr viele Bakterien. Er ist ca. 1,5 Meter lang und liegt wie ein Rahmen U-förmig außen um den Dünndarm herum
Hier geht es vor allem darum, die letzten 5% der Nährstoffe z.b. Natrium, Chlorid, Vitamin B und Vitamin K noch aufzunehmen und Wasser zurück zu resorbieren.
Eine Klappe zwischen den beiden Darmteilen verhindert das Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm gelangen. In seltenen Fällen kann das mal passieren, dann sprechen wir von einer Dünndarmfehlbesiedlung auch SIBO – Small intestinal bacterial overgrowth genannt
Und wie sieht es mit dem Bauchhirn aus?
Unser Darm, bzw. Speiseröhre – Magen und Darm sind außerdem die einzigen Organe, dass ein eigenes Nervensystem hat. Alle anderen werden von dem Nervensystem über Hirn und Rückenmark gesteuert. Das ist also etwas einzigartiges, was unseren Darm noch außergewöhnlicher macht.
Das enterische Nervensystem
Es steuert die Bewegungen der Verdauungsorgane, die Flüssigkeitsabgabe der Verdauungssäfte, deren Absorption und den Blutfluss im Verdauungstrakt.
Das kann natürlich bei manchen Erkrankungen beeinträchtigt sein oder auch durch Medikamente wie starke Schmerzmittel.
Da die Zahl der Nervenzellen und die Verknüpfungen untereinander vergleichbar zu unserem Gehirn sind, wird es auch oft als Bauchhirn bezeichnet.
Auch wenn es anders als unser Gehirn im Kopf nicht denken kann.
Die Nervenzellen in unserem Bauchhirn sind darauf spezialisiert die Zusammensetzung der Nahrung zu erkennen und welche Darmbakterien da sind oder welche Nährstoffe wohin sollen.
Unser Bauchhirn behält das alles auch nicht für sich, über die Darm-Hirn-Achse gibt es sozusagen eine Standleitung ins Gehirn.
Deshalb kann unser Verdauungssystem auch so schnell auf z.b. Stress reagieren.
Genauso auch anders herum. Durch die direkt Verbindung werden auch negative Gedanken und Gefühle vom Gehirn direkt an den Bauch gesendet.
Das kann im Bauch zu Durchfall, Blähungen etc. führen. Das wiederum meldet der Bauch an das Gehirn.
Dadurch fühlen wir das, was wir als Bauchgefühl kennen.
Wann wird das zum Problem?
Das Reizdarmsyndrom ist eine Störung im enterischen Nervensystem.
Es wurden Mikroentzündungen in diesem Bereich gefunden.
Das führt zu einer Störung der Nervenfunktion im Magen-Darm-Trakt.
Verstärkt wird dieser Reizzustand durch Essen. Aktuell gibt es noch kein Medikament, was ein Reizdarmsyndrom und diese Mikroentzündungen heilen kann.
Das Beschwerdebild ist komplex und die Therapie muss darauf angepasst werden.
Diagnose Reizdarm
Fangen wir mal von vorne an.
Typische Probleme sind Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Blähungen und veränderter Stuhlgang (Verstopfung oder Durchfall oder Mischungen davon).
Diese Beschwerden gibt es aber auch bei vielen anderen Erkrankungen.
Deshalb ist das wichtigste – Alles andere muss vorher ausgeschlossen werden.
Dazu zählen z.b. chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie, Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Fructose, Lactose oder Sorbit, Glutensensitivität, Histaminintoleranz, Gallen- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen,
Bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms (SIBO), Divertikel, etc.
Und das ist leider der erste wichtige Punkt… denn es gibt keine Testmethode für die Diagnose Reizdarm.
Sondern alles andere muss ausgeschlossen werden und wenn man dann nichts findet, kann man sagen es ist wahrscheinlich ein Reizdarm.
Das ist jetzt meine persönliche Meinung, ich habe das Gefühl es wird oft viel zu schnell gestellt, bevor großartig untersucht wurde.
Und der zweite Punkt ist, dass meist keine richtige Therapie gemacht wird. Entweder man wird nur.mit der Diagnose heim geschickt oder man bekommt noch einen Infozettel.
Eine Reihe von Infos findet man dann online und am Ende stehen viele Betroffene allein da und lassen so viel mehr Lebensmittel weg und laufen Gefahr in einen Nährstoffmangel zu rutschen.
Deshalb, wenn du das liest und den Verdacht hast oder vielleicht sogar die Diagnose lass dich unbedingt zu deiner Ernährung beraten.
Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten bei Reizdarm, z.b. angepasste Ernährung, körperliche Aktivität, Entspannungsverfahren, Selbsthilfestrategien, psychotherapeutische
Verfahren, Akupunktur, pflanzliche Stoffe, Einnahme von Darmbakterien und Medikamente z.b. krampflösendes oder gegen Verstopfung/Durchfall.
Du siehst, es gibt Möglichkeiten um gegen die Beschwerden etwas zu tun, auch ohne die Diagnose Reizdarm kann man bei Stress im Darm einiges tun. Melde dich gerne bei mir, wenn du Hilfe benötigst.
Quellen:
Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom (Juni 2021)
Wie nerven unseren Darm steuern: Das gastrointestinale Nervensystem – Prof. Dr. rer. nat Michael Schemann 2018