PCOS & Endometriose – Wenn zwei Diagnosen aufeinandertreffen
Im letzten Monat habe ich beim Bundeskongress der Diätassistenten über das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) gesprochen – ein Thema, das in der Praxis oft zu kurz kommt, obwohl es viele Frauen betrifft.
In meiner täglichen Arbeit mit Endometriose-Patientinnen sehe ich immer wieder: Nicht wenige haben zusätzlich auch PCOS.
Beide Diagnosen bringen ganz eigene Herausforderungen mit sich – aber sie überschneiden sich öfter, als man denkt.
Wie häufig sind Doppel-Diagnosen?
Verlässliche Daten zur gemeinsamen Häufigkeit sind rar, aber Studien deuten darauf hin, dass etwa 5–15 % der PCOS-Betroffenen zusätzlich Endometriose entwickeln – und umgekehrt.
(Quelle: Parasar et al., 2017; Panidis et al., 2004)
Für die betroffenen Frauen bedeutet das: Zyklusstörungen, Schmerzen, hormonelle Dysbalancen und oft ein großer Leidensdruck – körperlich wie emotional.
Unterschiede & Gemeinsamkeiten
Merkmal:
Hormonlage
Zyklus
Entzündungen
Stoffwechsel
Häufigkeit
PCOS:
meist Androgendominanz (sog. männliche Hormone)
seltene oder ausbleibende Eisprünge – meist sehr lange Zyklen
selten
oft Insulinresistenz
ca. 10-15% der Frauen
Endometriose:
meist Östrogendominanz
regelmäßiger, aber oft scmerzhafter Zyklus
stark, zyklusbahängig
meist keine Veränderung
ca. 10-15% der Frauen
Was kann Ernährung leisten?
✅ Blutzuckerstabilität für beide:
- Bei PCOS reduziert das die Insulinausschüttung, was sich positiv auf Hormone auswirkt.
- Bei Endometriose hilft ein stabiler Blutzucker, entzündliche Prozesse zu modulieren – z. B. durch weniger AGEs (advanced glycation end products).
✅ Entzündungen aktiv beeinflussen:
Vor allem bei Endometriose gibt es die chronisch-entzündliche Komponente.
Besonders wichtig: Omega-3-Fettsäuren, überwiegend plant based, hochwertige Fette.
✅ Darmgesundheit und Ballaststoffe:
Ein gesunder Darm spielt in beiden Fällen eine zentrale Rolle:
- Bei PCOS: Ballaststoffe können durch die Darmbakterien die Insulinsensitivität verbessern. Außerdem fördern sie ein günstiges Mikrobiom, das wiederum die Hormonregulation unterstützt.
- Bei Endometriose: Ballaststoffe helfen beim Abbau und der Ausscheidung von überschüssigem Östrogen, indem sie die Beta-Glucuronidase-Aktivität im Darm senken. Sie tragen zur Produktion von kurzkettigen Fettsäuren bei, die lokal und systemisch entzündungshemmend wirken.
Geeignete Quellen: Leinsamen, Flohsamenschalen, Hülsenfrüchte, Gemüsevielfalt, gekochte und abgekühlte Stärke (resistente Stärke).
💡 Fazit:
Auch wenn PCOS und Endometriose unterschiedliche Ursachen und Symptome haben, gibt es gemeinsame Stellschrauben, an denen du mit der Ernährung ansetzen kannst.
Es geht nicht um strikte Diäten, sondern um funktionelle Veränderungen: stabiler Blutzucker, mehr antientzündliche Nährstoffe, Unterstützung des Hormonstoffwechsels und eine gesunde Darmflora.
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Quellen:
Parasar, P., Ozcan, P., & Terry, K. L. (2017). Endometriosis: Epidemiology, Diagnosis and Clinical Management. Current Obstetrics and Gynecology Reports, 6(1), 34–41.
Panidis, D. et al. (2004). Prevalence of polycystic ovary syndrome in women with chronic pelvic pain and endometriosis. Gynecological Endocrinology, 19(4), 221–228.
Barber, T. M. et al. (2021). The role of the gut microbiome in the pathogenesis and treatment of PCOS. Nature Reviews Endocrinology, 17(12), 743–753.
Othman, M. et al. (2019). The effect of dietary fiber on insulin resistance and serum adipocytokines in overweight and obese individuals. Nutrition & Metabolism, 16(1).
Viganò, P. et al. (2018). The pathogenesis of endometriosis: Molecular and cell biology insights. International Journal of Biochemistry & Cell Biology, 95, 49–58.