Histamin

Salami - Schinken -Käseplatte - Alles Lebensmittel mit viel Histamin

Was du in dem Beitrag findest:

Was ist Histamin eigentlich?

Histamin ist ein biogenes Amin. Das sind Stoffwechselprodukte, die aus den Kleinst-Bausteinen der Eiweiße, den Aminosäuren gebildet werden. Es kommt im menschlichen Körper und in Pflanzen und Tieren vor. Bei uns Menschen spielt er eine Rolle bei allergischen Reaktionen, im Immunsystem, als Botenstoff bei Entzündungen und Kontraktionen der glatten Muskulatur wie in der Gebärmutter oder dem Darm.
Er wird in bestimmten Zellen zur körpereigenen Abwehr (Mastzellen) produziert und mit Hilfe von verschiedenen Enzymen abgebaut. (Das bekannteste dieser Enzyme ist die Diaminoxidase (DAO).

Wenn du zum Beispiel Heuschnupfen hast, dann ist das Histamin verantwortlich für die geschwollenen Augen und die laufende Nase.

Histamin im Essen

Histamin kommt in fast allen Lebensmitteln in geringen Mengen vor und entsteht beim Ab- oder Umbau von Eiweiß. 

Normalerweise kommt unser Körper mit dem Histamin in der Nahrung gut klar. Der größte Teil wird im Dünndarm bereits abgebaut und kommt so gar nicht ins Blut. Beim gesunden kommt es also erst zu Problemen bei sehr großen Mengen z.b. verdorbener Fisch.  Es gibt aber auch Menschen, die bereits auf kleinere Mengen reagieren. 
Wissenschaftlich ist das ganze umstritten, in der Allergologie Leitlinie von 2021 heißt es, das es berechtigte Zweifel an einer Unverträglichkeit gegenüber Histamin gibt, da die Symptome sich nicht reproduzieren lassen. D.h. man versucht die Symptome gezielt hervorzurufen in dem Mann zwei Gruppen hat und eine ein Placebo, also keinen Wirkstoff bekommt. Theoretisch dürfte die Gruppe mit dem Placebo keine Reaktionen haben, da sie ja keinen Wirkstoff kriegen.
Wenn das nicht funktioniert, spricht man von nicht reproduzierbaren Symptomen.

Das Problem ist, das oft der bloße Verdacht man könnte kein Histamin vertragen dazu führt, dass sehr viele Lebensmittel weggelassen werden. Unnötigerweise, denn oft ist das nicht nötig und führt zu fehlenden Nährstoffen.
Wie so oft in Ernährungsstudien, fehlen uns die wissenschaftlich eindeutigen Ergebnisse, sondern es sind nur Beobachtungsstudien. Man befragt also lediglich die Patient*innen wie sie sich ernähren und wie es ihnen geht. Wenn man also davon ausgeht, dass einem Histamine Probleme machen, könnte es durch den Placebo Effekt sein, dass man allein durch das Glauben daran die Besserung hat. 
Gut, ich finde immer, so lange es einem damit besser geht, ist doch alles gut. (Ist aber nicht wirklich eine gute Antwort, wenn es um die Wissenschaft geht)

Ist es allein das Histamin?

Nein, neben dem Histamin gibt es auch andere biogene Amine, die oft schlecht vertragen werden, z.b. Thyiamin. Es gibt also auch viele Lebensmittel die nicht unbedingt eine große Menge an Histamin enthalten, aber andere biogene Amine und deshalb auch ausgetestet werden sollten.

Es gibt auch Lebensmittel, sogenannte Histaminliberatoren. Sie enthalten zwar nicht viel Histamin, aber sie führen dazu, dass mehr Histamin im Körper ausgeschüttet wird. z.b. Alkohol, Tomaten oder Schokolade.

Es scheint auch, als ob die absolute Menge des Histamins gar nicht so entscheidend ist.
Histamin in Käse wird deutlich besser vertragen als in (verdorbenem) Fisch.

Wie kriege ich eine Diagnose?

Spoiler. Es gibt kein Test der dir diese Diagnose verschafft.
Klassische Symptome sind ein plötzliche starke Röte im Gesicht, Juckreis, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö oder Bauchschmerzen sein. Seltener gibt es ein Blutdruckabfall, Schwindel und einen rasenden Puls. Das Problem, diese Symptome sind nicht sehr spezifisch, sie können für alles mögliche stehen.

Die DAO-Aktivität im Blut ist nicht aussagekräftig, die Werte sind nicht vergleichbar zwischen Betroffenen und Gesunden. Es ist außerdem nur eine Momentaufnahme und schwankt sehr, die eigentliche Aktivität kann auch nicht gemessen werden, sondern wird errechnet.
Der Histaminpricktest zeigt wenn überhaupt nur, dass der Abbau in der Haut weniger ist. Ob der Abbau im Darm aber genauso schlecht ist, kann man nicht sagen.
Histamin im Stuhl ist auch nicht aussagekräftig, denn es gibt Bakterien im Dickdarm die Histamin abgeben, also muss das nichts mit dem Histamin zu tun haben, das wir essen.

Keine Tests - Keine Diagnose?

Zuerst sollten natürlich andere Allergien, Magen-Darm-Erkrankungen getestet werden. Ein Ernährungs-symptom-tagebuch kann helfen zu erkennen, ob bestimmte Lebensmittel die Probleme verursachen könnten. Klassiker sind Alkoholhaltiges vor allem Rotwein, fermentiertes wie Sauerkraut und alles was lange gelagert wird und Eiweiß enthält, Salami oder Käse. 

Und jetzt kommt der wichtigste Punkt.
Wenn der Verdacht da ist, eine Ernährungsumstellung hat immer drei Phasen. Das heißt nach der Karenzphase, also dem Weglassen, muss man unbedingt Lebensmittel austesten! 


Listen mit Histaminreichen Lebensmitteln sind nicht dazu da sich dauerhaft so zu ernähren. 

Histamin und der weibliche Zyklus

Es gibt viele Vermutungen zu Thema Histamin und vor allem Östrogen. In Tierstudien wurde zum Beispiel gezeigt, dass durch Östrogen der Histamingehalt in der Gebärmutter erhöht war und die Gebärmutterkontraktion gesteigert. (Also das Zusammenziehen der Muskulatur in der Gebärmutter) Wir sind halt nur keine Ratten, deshalb sind solche Versuche nicht immer aussagekräftig.

Am Menschen wurde jedoch festgestellt, dass die Histamin Konzentration im Urin während des Eisprungs auch erhöht war Auch hier vermutet man das Östrogen. 

Viel Östrogen heißt also viel Histamin und umgekehrt. Das ist natürlich vor allem dann wichtig wenn man Probleme hat mit seinem Zyklus/der Menstruation. Besonders wenn man starke Regelschmerzen hat scheint es sinnvoll zwischen Eisprung und Menstruation und während der Menstruation das Histamin zu reduzieren.

Und damit kommen wir zur Endometriose 

Histamin und Endometriose

Histamin und Östrogen hängen also zusammen. Wir wissen, dass auch die Endometriose und das Östrogen zusammenhängen und sie davon beeinflusst wird.
Außerdem ist Histamin ja am Entzündungsgeschehen und der Schmerzweiterleitung beteiligt.
Es liegt also nahe ans Histamin zu denken.

Wenn jetzt noch chronischer Stress dazu kommt, ist die Sache komplett. Stress bewirkt das weniger Progesteron und mehr Östrogen im Körper ist, dadurch kann also das Histamin nochmal steigen. Und chronische Schmerzen sind für unseren Körper Stress.
Du siehst es gibt also ein paar Punkte weshalb es sinnvoll ist bei Schmerzen und vor allem Endometriose mal an das Histamin zu denken.

Ersteinmal Nein. Es kann hilfreich sein eine Woche vor bis zum Ende der Periode sehr histaminreiche Lebensmittel zu vermeiden und vor allem die Histaminliberatoren.
Wenn du andere Symptome hast, die auf eine Histaminintoleranz hindeuten können, z.b. Magen-Darm-Beschwerden, dann ist der Diagnose-Weg, wie oben beschrieben sinnvoll für dich.

 

Muss ich mich jetzt Histaminarm ernähren, wenn ich Endometriose habe?

Erst einmal Nein.
Es kann hilfreich sein eine Woche vor bis zum Ende der Periode sehr histaminreiche Lebensmittel zu vermeiden und vor allem die Histaminliberatoren.

Wenn du andere Symptome hast, die auf eine Histaminintoleranz hindeuten können, z.b. Magen-Darm-Beschwerden, dann ist der Diagnose-Weg, wie oben beschrieben sinnvoll für dich.

Quellen:
Leitlinie Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin von 2021
Ernährungstherapie der Histaminintoleranz – A.Kamp – E&M 2009
Steigerung der uterinen Aktivität durch Histamin – Bergant A. et al – Zentralbl. Gynäkol. 1993
Inflence of hormonal tratment on the respine of the rat isolated uterus to histamine – Rubio E. et al – 1992
Estrogenic regulation of diamine oxidase activity in rat uterus – Sessa A. et al – 1990
Histaminintoleranz – Histamin und Seekrankheit – R.Jarisch 3. Auflage – Thieme
Targeting mast cells: a new way to treat endometriosis. In: Expert opinion on therapeutic target – MM Binda et al – 2017

 

Alica Cwikla

Schön, dass du hier bist.  
Ich bin Alica – Diätassistentin, mit Liebe zum Essen. 

Mein Ziel ist es, dich auf deinem Weg zu begleiten

Hier findest du Tipps rund um die Ernährung zu den Themen Zyklus/Endometriose, Kinderernährung, Darmgesundheit, Schwangerschaft, & Stillzeit, Diabetes und Nierenerkrankungen.

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