Stuhlgang, Kacke, Ausscheidung, Fäkalie, Haufen, Kot, Sch** - Wie viele Worte gibt es denn dafür?
Viele Namen gibt es für das, was da aus unserem Darm kommt. Und obwohl es eine völlig normale Körperfunktion ist, genauso wie dein Blutdruck, deine Körpertemperatur oder Hunger und Durst auch, reden wir darüber meist kaum.
Dabei kann uns der “Zustand” unserer Hinterlassenschaften so viel über unsere Gesundheit aussagen. Dank der Erfindung der Tiefspüler-WC’s wird er nur leider viel zu schnell weggespült und die Möglichkeiten der Stuhlkontrolle verschwinden unbeachtet in der Kanalisation.
Und wie sollte der Stuhlgang jetzt sein?
Gesunder Stuhl ist mittelbraun, mittelfest, lässt sich ohne Anstrengung ausscheiden, die Form ähnelt einer Banane und du solltest anschließend nicht ewig viel Toilettenpapier benötigen.
Nicht immer heißt eine Abweichung gleich eine schwere Erkrankung, aber hinschauen lohnt sich.
Zwischen alle drei Tage und drei mal am Tag kann alles normal sein. Wichtig ist bei der Häufigkeit vor allem wie es bei dir normalerweise ist, also wenn du normalerweise zwei mal am Tag Stuhlgang hast und jetzt plötzlich zwei Tage gar nicht, dann kann sich das für dich schon unangenehm anfühlen, während es für jemanden anderes völlig normal ist.
Heutiger Schönheitswettbewerb - Unser Stuhlgang
Die Beschaffenheit unseres Stuhlgangs sagt also viel aus. Aber wie erkläre ich denn jetzt am Besten meinem, mich behandelnden medizinischem Personal, meinen Stuhlgang.
Dazu gibt es die Bristol-Stuhl-Skala.
Sie wurde an der University of Bristol 1997 vorgeschlagen um den Stuhl beurteilen zu können und Symptome von Erkrankungen vergleichen zu können.
Typ 1 – kleine harte und schwer auszuscheidende einzelne Kugeln
Typ 2 – sehr sehr klumpige Würstchen – aber keine einzelnen Kugeln mehr
Typ 3 – Wurstartig aber mit leichter rissiger Oberfläche
Typ 4 – die glatte Wurst (wie Zahnpasta)
Typ 5 – Weiche Klümpchen mit glattem Rand
Typ 6 – Breiige bis flockige Masse
Typ 7 – Flüssig ohne feste Bestandteile
Der Sieger - Typ 4
Die Zahnpastaform ist tatsächlich der Sieger, auch wenn er bei vielen nicht so vorkommt.
Auf dem Treppchen dicht folgen Typ 3 und Typ 5 – beides völlig normal und wenn es einen stört, kann man meist leicht Abhilfe schaffen mit ein paar kleinen Essens- oder Trinkanpassungen.
Vorsicht bei zu weichem oder hartem Stuhl.
Typ 6 und vor allem Typ 7 sollten genauer beobachtet werden. Besonders wenn es öfters oder länger auftritt.
Von Durchfall spricht man zwar erst, wenn mehr als drei mal täglich Typ 6 oder 7 auftritt. Dennoch kann auch einmal täglich über einen längeren Zeitraum Typ 6 – Stuhlgang auf Probleme mit dem Darm hindeuten, bzw. ist das sehr wahrscheinlich. Denn eine normale Verdauungsfunktion ist das nicht mehr. Wichtige Nährstoffe können auf Dauer verloren gehen.
Langfristig negativ kann auch zu fester Stuhl – und zu festes drücken sein. Schäden der Darmwand, Hämorrhoiden, Hauteinrisse können Folgen davon sein, wenn man das zu lange ignoriert.
Was tun?
Zuerst solltest du beobachten wie dein Stuhlgang aussieht, meistens macht man sich ja erst Gedanken darüber, wenn man selbst schon bemerkt hat, dass irgendetwas nicht passt. Sonst hättest du vermutlich nicht bis hierher gelesen. Also leg dir am besten einen Zettel neben deine Toilette zu Hause und schreibe erst mal täglich die Konsistenz auf und auch ob du Veränderungen in Geruch oder Farbe feststellst.
Auch, ob du das Gefühl hast, dass nicht alles raus geht, kann hilfreich sein.
Noch besser wäre natürlich dazu noch, wenn du aufschreibst was du isst oder trinkst, dann könnte man hier schon vieles ausschließen.
Mit deinem Stuhltagebuch kannst du dann zum Arzt, um erst einmal ein paar Erkrankungen auszuschließen. Meist musst du dann eine Stuhlprobe abgeben und es wird erst einmal getestet.
Mit einem Ernährungs-Stuhltagebuch kannst du auch bei einer Ernährungsfachkraft einen Termin ausmachen und deine Angaben schon einmal analysieren lassen.
Ernährungs-Quick-Tipps
(es folgen auch noch ausführlichere Beiträge dazu, die ich dann auch verlinken werde)
Bei leichter Verstopfung kann 2L Trinken, Bewegung, eingeweichte Trockenfrüchte, eingeweichter Leinsamen, Flohsamenschalen oder Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Kefir helfen.
Bei leichtem Durchfall stopfendes wie Banane, geriebener Apfel, schwarzer Tee (mind. 5 Min ziehen lassen) oder stuhlregulierendes wie Leinsamen, Flohsamenschalen, Sauermilchprodukte wie stichfester Joghurt und Kefir.
Bei akutem Durchfall helfen z.b. Kartoffel-Karottensuppe (Kartoffeln und Karotten schälen, in grobe Würfel schneiden, in etwas Brühe weich kochen), Moro-Suppe (das ist eine spezielle Zubereitung einer Karottensuppe), Haferschleim, Salzkartoffeln, Zwieback und isotonische Getränke helfen.
Quellen:
S2k-Leitlinie chronische Obstipation von April 2022
S3 – Leitlinie Reizdarmsyndrom von Juni 2021
Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis von 2019
Defecation frequency and timing, and stool form in the general population: a prospective study. – KW Heaton, J Radvan, et al – von Jun 1992
Stool form scale as a useful guide to intestinal transit time – SJ Lewis, KW Heaton – von Sep 1997