„Hast du genug getrunken? Trink doch einfach mehr!“ Sätze, die viele von und kennen.
Aber stimmt er wirklich immer? Die Niere und das Trinken gehören zusammen, aber bei Nierenerkrankungen entscheidet die richtige Trinkmenge über Wohlbefinden und Gesundheit. Denn was in der einen Situation hilfreich ist, kann in einer anderen sogar gefährlich sein.
Eine Übersicht über verschiedene Situationen und warum die Empfehlungen so unterschiedlich ausfallen.
Starten wir damit, was "normal" und "viel trinken" überhaupt bedeutet.
Normal trinken bedeutet bei gesunden Erwachsenen in der Regel etwa 1,5 bis 2 Liter
Flüssigkeit pro Tag – verteilt über den Tag. Je nach Alter, Klima, Ernährung und Aktivität kann
es auch mal mehr sein. Man könnte auch rechnen mit 30ml pro kg Körpergewicht. Viel trinken bedeutet eine deutlich höhere Trinkmenge, meist 2,5 bis 3 Liter pro Tag oder mehr.
Und dann gibt es natürlich noch die Begrenzung der Trinkmenge. Das entscheidet ihr
Ärzteteam.
Nierensteine – viel trinken
Bei Nierensteinen gilt die Faustregel: viel trinken, um den Urin zu verdünnen. Je heller der Urin, desto besser. Mindestens 2/2,5Liter. Gerade bei Nierensteinen ist die Art des Steins entscheidend dafür was getrunken werden kann.
Was immer geht Leitungswasser, Natriumarmes Wasser, Früchte- und Kräutertee. Koffeinhaltes begrenzt auf circa eine Tasse pro Tag.
Beginn einer Niereninsuffizienz – ausgewogen und angepasst
In frühen Stadien der chronischen Niereninsuffizienz funktioniert die Ausscheidung noch recht gut. Hier spielt die richtige Trinkmenge vor allem eine Rolle, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Meist gilt: „Normal“ trinken – nicht extrem viel, aber auch nicht zu wenig. Entscheidend sind hier auch Blutdruck und weitere Begleiterkrankungen.
Fortgeschrittene Niereninsuffizienz und Dialyse – Flüssigkeit begrenzen
Wenn die Nieren ihre Funktion zunehmend verlieren, kann überschüssiges Wasser nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden. Das Risiko ist zu groß. In dieser Phase wird die Trinkmenge vom Ärzteteam vorgegeben und orientiert sich an dem was noch ausgeschieden wird.
Wassereinlagerungen, Bluthochdruck und Atemnot können die Folge sein. Wird während der Dialyse deutlich mehr als die festgelegte Menge getrunken, muss bei der Dialyse mehr Flüssigkeit entzogen werden und das ist eine Belastung für Herz, Kreislauf und den ganzen Körper.
Nierentransplantation - viel trinken
Nach einer Transplantation soll die neue Niere gut durchblutet und durchgespült werden. Meist empfehlen Ärztinnen und Ärzte daher oft 2,5 bis 3 Liter pro Tag, manchmal sogar mehr.
Leben mit nur einer Niere – ausgewogen trinken
Nach einer Spende oder wenn eine Niere entfernt wurde, kommt es auf die gesunde Restniere an. Die Empfehlung liegt meist im normalen Bereich. Viel trinken bringt hier keinen zusätzlichen Vorteil, wichtig ist vor allem die Schonung durch gesunde Lebensweise und Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker.
Akute Nierenprobleme – individuell entscheiden
Bei Harnwegsinfekten oder akuten Nierenbeckenentzündungen ist viel trinken sinnvoll, um Bakterien auszuspülen.
Bei akutem Nierenversagen hingegen kann sofortige Flüssigkeitsbegrenzung notwendig sein. Hier entscheidet die Situation im Krankenhaus.
Ob viel oder wenig trinken richtig ist, hängt bei Nierenerkrankungen ganz vom Stadium und der individuellen Situation ab. Während Nierensteine und Transplantationen oft mehr Flüssigkeit erfordern, ist bei fortgeschrittener Insuffizienz oder Dialyse Zurückhaltung lebenswichtig.
Pauschale Tipps wie „immer viel trinken“ sind deshalb gefährlich. Wichtig ist, die Empfehlungen an die persönliche Situation anzupassen – am besten in Absprache mit Ärztinnen und Ernährungfachkräften.
Lies dir doch gerne auch die anderen Beiträge rund um Nierenerkrankungen durch und wenn du Unterstützung benötigst, kannst du dich gerne direkt bei mir melden.




